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Wasser, unser Lebenselixier – Wie sauber ist Trinkwasser?
Das deutsche Trinkwasser hat eine hervorragende Qualität, sodass mehr als 80 Prozent der Menschen regelmäßig Leitungswasser trinken. Die Deutschen bewerten das Wasser aus dem Hahn heute positiver als vor 30 Jahren. Trinkwasser gehört zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln. Das zuständige Gesundheitsamt trägt die gesetzliche Verantwortung, Wasserversorgungs- und Wassergewinnungsanlagen regelmäßig zu überwachen. Die Bundesländer und deren Behörden sind verpflichtet, eine hochwertige Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Dazu gibt es gesetzliche Vorgaben, die detailliert in der Trinkwasserverordnung festgelegt sind. Diese Verordnung setzt das nationale Recht gemäß der EU-Richtlinien zur Wasserqualität für den menschlichen Bedarf um. Die deutschen Regelungen enthalten teilweise sogar strengere Normen als das europäische Recht.
Verbraucherzentralen benennen stets, dass unser Leitungswasser sehr gut geprüft wird und nicht mit Medikamenten oder Schadstoffen belastet ist. Dennoch greifen Verbraucher guten Gewissens zum Wasserfilter, um die bestmögliche Beschaffenheit des Wassers zu gewährleisten. Einige Wasserfilterhersteller suggerieren, dass Wasser aus dem Hahn gewisse Risiken aufgrund von Schadstoff- und Keimbelastungen begünstigt. Sind Wasserfilter wirklich nützlich?
Sauberes Wasser – Wie können Wasserfilter helfen?
Die Behörden überwachen unsere Trinkwasserqualität, jedoch nur bis zum Hausanschluss. Im Haus liegt es in der Verantwortung des Eigentümers, einwandfreies Leitungswasser zur Verfügung zu haben. Einige Hausbesitzer machen sich Sorgen, dass Blei oder Kupfer aus alten Rohren ins Wasser gelangt. Bleirohre sind jedoch nur bis 1973 verbaut worden. Zudem befinden sich nicht in jedem Altbau alte Bleirohre. Bei Unklarheiten zur Wasserqualität hat jeder Hausbesitzer die Möglichkeit, eine detaillierte Wasseranalyse durchführen zu lassen. Fachkräfte des zuständigen Wasserwerks oder auch Experten eines unabhängigen Institutes übernehmen diese Prüfung. Die Maximalwerte für den Blei- und Kupfergehalt sind einheitlich geregelt. Unternehmen werben mit dem Entziehen von schädlichem Blei und Kupfer mithilfe von Wasserfiltern. Unabhängige Experten geben allerdings den Rat, die alten Rohre auszutauschen, falls die Grenzwerte überschritten werden.
Nitrate und Medikamentenrückstände konnten im Leitungswasser bisher nicht oder in nicht gesundheitsgefährdenden Konzentrationen nachgewiesen werden. Legionellenbakterien sind hin und wieder im Leitungswasser zu finden, aber diese stammen nicht aus der öffentlichen Wasserversorgung, sondern bilden sich meist bei der Warmwasseraufbereitung. Jedoch helfen Wasserfilter in diesem Fall nicht weiter.
Wasserfilter und deren Funktion – Wie arbeiten Wasserfilter?
Viele Verbraucher entscheiden sich für Wasserfilter, die mit Aktivkohlefilter ausgestattet sind. Diese Filter sollen zahlreiche Stoffe aus dem Wasser herausziehen wie beispielsweise Herbizide und chlorierte Kohlenwasserstoffe. Dennoch können Nitrate, Magnesium und Calcium trotz Filter ins Leitungswasser gelangen, da Aktivkohlefilter diese Stoffe nicht aufhalten. Außerdem bilden sich im Aktivkohlefilter recht schnell Keime.
Wesentlich effizienter arbeiten sogenannte Membranfilter oder Anlagen, die das Umkehrosmoseverfahren nutzen. Mithilfe einer elektrischen Pumpe wird das Wasser durch eine Membran gedrückt. Die Filteranlagen können Nitrate, Phosphate sowie Mineralstoffe herausziehen. Der Prozess ist recht aufwendig, denn für beispielsweise 2 Liter gereinigtes Wasser müssen fast 6 Liter bearbeitet werden. Zudem enthält das gefilterte Wasser nur noch wenige Mineralstoffe, die jedoch für unseren Organismus lebensnotwendig sind. Der Körper kann Mineralien nämlich nicht selbst produzieren.
Ein Wasserfilter mit Ionenaustauscher kann gut gegen Kalk sein. Ionenaustauscher entziehen dem Wasser die anorganischen Teilchen (Ionen). Der Filter ersetzt diese durch positiv geladene Natrium-Ionen. Andere Ionen werden ebenfalls durch ähnliche Vorgänge ausgetauscht. Man kann Ionenaustauscher fest installieren, sodass diese das Trinkwasser im ganzen Haus filtern. Es gibt auch mobile Ionenaustauscher, die als Patronen in Tischwasserfiltern montiert werden. Auch bei diesem Wasserfilter droht rasche Verkeimung, vor allem dann, wenn der Filter nur gelegentlich zum Einsatz kommt.
Keime, Schadstoffe & Co. – Was sollte man bei Wasserfiltern unbedingt beachten?
Wasserfilter müssen regelmäßig gewechselt werden, denn sonst ist die Wasserqualität schlechter als ohne Filter. Besonders Aktivkohlefilter geben angelagerte Stoffe konzentriert ab, wenn sich zu viele davon ansammeln. Hersteller statten Wasserfilter mit Timern aus, um über einen rechtzeitigen Austausch zu informieren. Stiftung Warentest untersuchte verschiedene Wasserfilter mit dem Ergebnis, dass Timer nicht immer optimal funktionieren. Viele Wasserfilter mit Wechselanzeige zählen lediglich, wie oft man den Deckel öffnet. Timer sollten dazu dienen, die Kartusche nicht zu lange zu nutzen und dadurch Keimbildung zu verhindern. Nur wenige Wasserfilter zeigen an, wann das Filtermaterial unbrauchbar wird.
Im Aktivkohlefilter befindet sich zwar meist keimtötendes Silber, aber das wäscht sich mit der Zeit aus. Besonders dann, wenn das Wasser länger steht, können bei ausgewaschenem Filter Keime ins gefilterte Wasser gelangen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass das Wasser kühl bleibt. Am besten stellt man die Filter in den Kühlschrank. Außerdem sollte das Wasser möglichst nicht länger als 24 Stunden gelagert, sondern zügig verwendet werden.
Wasserfilter gegen Kalkablagerungen – Kann man Kalk aus Wasser filtern?
Viele Nutzer kaufen Wasserfilter in der Hoffnung, dass diese das Wasser enthärten. Bügeleisen, Wasserkocher und Waschmaschinen sollen mithilfe von Wasserfiltern weniger schnell verkalken – so wünschen sich das Verbraucher. Tatsächlich schaffen das nur einige wenige Wasserfilter. Bei Versuchen der Stiftung Warentest, den Kalk mit einem Wasserfilter herauszuziehen, gelang dies nur bis zu einem gewissen Härtegrad. Maximal bis zur Hälfte der angegebenen Filterkapazität konnte das Wasser verlässlich enthärtet werden. Insgesamt erhielten 3 Wasserfilter das Qualitätsurteil „befriedigend“. Alle anderen Filter wurden schlechter beurteilt. Deshalb kommen Verbraucher meist nicht drumherum, die Haushaltsgeräte regelmäßig zu entkalken. Wasserfilter können das Enthärten laut Stiftung Warentest nicht zuverlässig übernehmen.
Fazit: Frisch gezapftes Leitungswasser ist gesund – Wasserfilter sind entbehrlich
Grundsätzlich sind Wasserfilter aus gesundheitlicher Sicht nicht erforderlich, denn deutsches Trinkwasser hat eine sehr hohe Qualität. Trinkwasser aus dem öffentlichen Wassernetz wird ständig geprüft und ist prinzipiell schadstoffarm. Einige Tests belegen, dass Leitungswasser mitunter mehr nützliche Mineralstoffe enthält als Wasser aus der Flasche. Manche Verbraucher mögen den Geschmack von gefiltertem Wasser lieber, sodass Wasserfilter hier punkten können. Man sollte unbedingt darauf achten, die Filter regelmäßig zu wechseln, da Keime sonst ihr Unwesen treiben. Stiftung Warentest empfiehlt, das frische Wasser aus dem Hahn zu genießen. Auf dem Tisch kann demnach eine Karaffe mit frisch gezapftem und ungefiltertem Leitungswasser stehen.